Liesl (1903-1979)
& Bruno Frank (1887-1945)
Der aus einer wohlhabenden deutsch-jüdischen Bankiersfamilie stammende Schriftsteller ist bereits in München Thomas Manns Nachbar bevor er ihn wieder in Sanary trifft. Einen Tag nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 verlässt Bruno Frank, den kommenden Nazi-Terror vorausahnend, mit seiner Frau Liesel, Tochter der berühmten jüdischen Sängerin Fritzi Massary, Deutschland. Zwischen 1935 und 1937 lebt das Paar abwechselnd in Salzburg und London, zeitweise auch in Paris und Sanary, bevor sie nach Kalifornien emigrieren.
Bereits 1925 ist Bruno Frank Nachbar und Freund von Thomas Mann in München. Er ist ein Mensch der Gegensätzlichkeiten. Nach außen, gibt er sich gern als Lebemann, schreibt jedoch zurückhaltend und besonnen und spielt eine bedeutende Rolle in der Literaturszene der Weimarer Republik. Ende der 1920er Jahre hat er Erfolg u.a. mit der Komödie „Sturm im Wasserglas“ sowie seiner Erzählung „Politische Novelle„, welche die deutsch-französische Versöhnung nach dem ersten Weltkrieg thematisiert. Sehr früh warnt er vor dem Aufkommen der Nationalsozialisten und am Tag nach dem Reichstagbrand leert er seine Bankkonten und verlässt mit seiner Frau Liesl Deutschland. Sie leben erst in der Schweiz, dann abwechselnd in Salzburg oder London und lassen sich schließlich in Sanary nieder.
In Sanary pflegt Bruno Frank eine enge Freundschaft zu Lion Feuchtwanger. Er macht dessen Ehefrau Marta den Hof und sieht über die leidenschaftliche Verbindung zwischen Lion und seiner eigenen Frau Liesl hinweg. Er ist auch mit Klaus Mann befreundet und unterstützt diesen bei der Herausgabe seiner Monatszeitschrift „Die Sammlung„, welche verschiedene Antinazigruppen der Emigration vereint.
Im Sommer 1934 kommt Liesls Mutter, die berühmte österreichische Operettensängerin Fritzi Massary, zu ihnen nach Sanary. Obwohl Fritzi, die sich einer großen Beliebtheit in Deutschland erfreut, 1903 der evangelischen Kirche beigetreten ist, wird sie bei einem Auftritt in Berlin von randalierenden Nazis wegen ihrer jüdischen Abstammung ausgepfiffen und muss das Land verlassen. Ende 1934 ziehen die Franks nach London, kommen jedoch häufig zu Besuch nach Sanary. 1937 emigrieren sie in Begleitung von Fritzi Massary nach Los Angeles. Aus ihrem kalifornischen Exil führen sie ununterbrochen den Kampf gegen das Hitlerregime weiter und unterstützen aktiv die in Europa verbliebenen notleidenden Künstler.
In Ihrem kalifornischen Exil sind die Franks aufs Neue Nachbarn von Thomas Mann, jedoch nicht für lange Zeit. Bruno Frank stirbt am 20. Juni 1945 in Beverly Hills infolge eines Herzstillstands. Thomas Mann hält die Trauerrede an seinem Grab. Liesl heiratet danach noch zweimal und geht mit ihrem dritten Mann nach Deutschland zurück. Dort stirbt sie 1979 in München.
UM MEHR ZU ERFAHREN
Die Mediathek Jacques Duhamel in Sanary-sur-Mer bietet eine Sammlung von Büchern zum Thema Erinnerung an das Exil in Sanary.